Mit großer Freude darf ich bekanntgeben, dass eines meiner Projektarbeiten bei der renommierten Veranstaltung „Rencontre de la Photographie 2024“ in Arles präsentiert wird. Aus über 150 Bewerbungen wurde ich als eine von 40 KünstlerInnen ausgewählt, die an der Gruppenausstellung „Beyond the Surface“ teilnehmen dürfen. Diese Ausstellung wird von ProfiFoto kuratiert und ist Teil des Programms „Arles OFF“.
An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an die renommierten Sponsoren der Ausstellung White Wall und Snap Collective, die dieses besondere Ereignis ermöglichen. Im Folgenden möchte ich das Projekt sowie die einzelnen Bilder näher vorstellen und Sie auf eine visuelle Reise durch meine künstlerische Vision „Kolkata • Veils of Light“ (Kalkutta • Schleier des Lichts) mitnehmen.
Hinter den Schleiern des Lichts
„Kolkata • Veils of Light“
Als ich im November 2023 in Kalkutta war, hat diese Stadt mich mit ihren starken Kontrasten und ihrer energiegeladenen Atmosphäre zutiefst beeindruckt. Das pulsierende Leben und die ständige Bewegung in der Stadt sind fesselnd. In dem Fotoprojekt „Kolkata – Veils of Light“ möchte ich die Essenz dieser flüchtigen Momente einfangen und mein Zusammenspiel mit der dynamischen Umgebung widerspiegeln, während ich in das Leben auf den Straßen eintauchte.
Indem ich Momente in visuelle Poesie verwandle, wird meine Herangehensweise an die Kunstfotografie von einem tief sitzenden Bedürfnis angetrieben, Szenen so einzufangen, wie ich sie sehe, fühle und erlebe – direkt in der Kamera. Diese Perspektive erlaubt es mir, nicht nur das Große und Offensichtliche zu erforschen, sondern auch die subtilen, flüchtigen Momente unseres Lebens, die jede Veröffentlichung zu einer einzigartigen Reflexion der Existenz machen.
Mit dieser Serie von Schwarz-Weiß-Fotografien möchte ich den vibrierenden Pulsschlag von Kalkutta sichtbar machen. Geleitet von meinen Eindrücken, meiner Intuition und meinen Impulsen, bewege ich meine Kamera als Reaktion auf die betriebsamen Straßen der Stadt, die Klangkulisse und die sich ständig verändernden Szenen um mich herum. Durch diese Vorhänge aus Licht und Schatten fängt jedes Bild das dynamische Zusammenspiel von Emotionen, Geräuschen und dem geschäftigen Leben ein, das diese faszinierende Metropole kennzeichnet. Mein Ziel ist es, das Gefühl zu vermitteln, in den Rhythmus von Kalkutta einzutauchen, die einfache Schönheit der extremen Kontraste hervorzuheben und den Betrachter einzuladen, hinter den Schleier, den Schleier des Lichts, zu schauen.
„Bridge to the Rich“
Dieses Foto zeigt die ikonische Howrah-Brücke, eine wichtige Verbindung zwischen den beiden Stadtteilen Kalkuttas. Früher trennte die Brücke die Gebiete, in denen die Kolonialherren residierten, von den Vierteln ihrer Angestellten. Das Bild vermittelt die dynamische Energie und historische Tiefe dieser geschäftigen Stadt und lässt Vergangenheit und Gegenwart in einem faszinierenden Tanz aus Licht und Bewegung verschmelzen.
„Skyline No Skyline“
Die faszinierende Szene mit Masten im Wasser, Industrieanlagen und einem Fähranleger im Hintergrund hat meine Aufmerksamkeit erregt. Die Komposition erinnert an eine surreale Interpretation und verwandelt die Industrielandschaft in einen abstrakten, stadtähnlichen Rahmen. Die Masten erheben sich wie geheimnisvolle Wächter und verschmelzen mit den industriellen Elementen zu einer traumhaften Darstellung einer Skyline, die unsere Wahrnehmung herausfordert und zu tieferem Nachdenken einlädt.
„Three Kings“
Bei Sonnenuntergang beobachtete ich am Flussufer die folgende Szene:
Eine Gruppe junger Leute kleidete einen ihrer Freunde in traditionelle Gewänder, direkt am Wasser.
Die Szene ruft eine faszinierende Interpretation hervor, die wie die heiligen Könige auf ihrem unbekannten Weg erscheint. Das spiegelnde Wasser im Hintergrund verstärkt diesen Eindruck noch, indem es einen ätherischen Schein wirft, der das Spirituelle mit dem Alltäglichen vermischt. Diese Komposition lädt den Betrachter ein, über die Koexistenz von Vergangenheit und Gegenwart nachzudenken, und verdeutlicht den anhaltenden Einfluss kultureller Traditionen in einem zeitlosen Moment.
„Prayer of Light“
Als ich eine berühmte Moschee besuchte, sah ich diese Frau in Kleid und Kopftuch, die sich auf das Gebet vor einem Schrein vorbereitete. Der Schrein ist in helles Licht getaucht, und nur die intensive Beleuchtung ist sichtbar. Die Frau scheint mit dem gleißenden Licht zu verschmelzen und fast ätherisch zu werden, während sie ihre Umgebung nicht mehr wahrnimmt. Dieses Bild vermittelt einen tiefen Moment spiritueller Verbundenheit und Transzendenz, in dem die Grenzen zwischen dem gläubigen Menschen und dem Göttlichen im Glanz des Lichts des Schreins verschwimmen.
„Rickshaw Dreams“
Ausgestellt in der Gruppenausstellung
„Beyond the Surface bei „Arles OFF“
In den belebten Straßen von Kalkutta zieht ein Mann eine Rikscha, während jemand hinter ihm hergeht. Ich habe ihn mehr wahrgenommen als gesehen, indem ich mich schnell drehte und die Komposition ausrichtete, während ich die Kamera im Rhythmus seines Schritts bewegte. Der Passant im Hintergrund scheint in der Rikscha zu sitzen, obwohl er es nicht wirklich tut. Ich bin mir sicher, dass die beiden Personen einander gar nicht bemerkt haben, aber im Bild verschmelzen beide Personen durch die Bewegung zu einer Einheit. Dieses Foto fängt einen flüchtigen Moment des städtischen Lebens ein und verschmilzt zwei getrennte individuelle Wege zu einer einzigen, harmonischen und energiegeladenen Szene.
„I am Taller“
Dieses Nachtfoto wurde auf einem abgelegenen Platz inmitten einer chaotischen Umgebung aufgenommen, in der Menschen in kleinen Gruppen interagierten. Ein Junge auf einer Leiter und eine junge Frau in traditioneller weißer Kleidung stachen hervor. Die junge Frau, die mit dem Rücken zur Szene steht, wirkt in sich gekehrt, während der Junge auf der Leiter nach oben greift. Durch die Komposition wirken sie trotz ihrer individuellen Handlungen miteinander verbunden und im Dialog. Das Wechselspiel zwischen der Aufwärtsbewegung des Jungen und der Stille der Frau schafft eine visuelle Erzählung, die die beiden in einem Moment stiller Kommunikation inmitten des geschäftigen Treibens um sie herum zusammenführt.
„Into the Light“
In einem unerwarteten Moment auf den Straßen von Kolkata läuft ein junger Mann vorbei. Ich war gerade dabei, ein anderes Motiv zu fotografieren, als ich das Gefühl hatte, als würde jemand ohne Worte mit mir kommunizieren. Ich drehte mich um, richtete die Kamera aus und musste dieses Foto einfach machen. Ich weiß nicht, woher diese Person kam oder wohin sie ging, aber auf dem Bild geht sie ins Licht. Dieser von stiller Kommunikation geprägte Moment symbolisiert eine Reise ins Unbekannte, erhellt vom Glanz der Möglichkeiten und der Hoffnung.
„Devils Arm“
Auf der Rückseite des lebhaften Treibens des Blumenmarktes tauchte eine Uferszene auf, hinter der die Howrah-Brücke den Fluss überspannt. Nach ihrer Arbeit reinigen arme Menschen sich und ihr Hab und Gut in dem trüben Wasser. Auf dem Bild ist der geisterhafte Umriss eines Mannes zu sehen, der mit Arm und Kopf dieser Tätigkeit nachgeht. Durch die Komposition und die Art und Weise, wie die Szene eingefangen ist, scheint es, als ob der Teufel seine Hand nach den unsichtbaren Menschen ausstreckt, um sie scheinbar aus dem Schmutz ihrer Existenz zu befreien. Das Zusammenspiel von Licht und Schatten in dieser Fotografie schafft einen eindringlichen Kontrast, der den ewigen Tanz zwischen Reinheit und Unreinheit symbolisiert.
„Aligning Aliens“
Dieses Foto zeigt zwei junge Menschen auf den Straßen von Kalkutta, Fremde, die sich in einem kurzen Moment begegnen. Die Bewegung der Kamera verleiht der Szene etwas Fremdartiges und verzerrt ihre körperlichen Proportionen. Das Licht im Hintergrund verleiht ihnen eine ätherische Anmutung, und es entsteht der Eindruck, als ob sie Flügel hätten. Ihre Silhouetten heben sich deutlich von dem intensiven Licht ab und schaffen ein Bild, das über das Gewöhnliche hinausgeht. Es scheint, als würden diese beiden Figuren aus dem blendenden Licht in unser Leben treten, um mit uns in Kontakt zu treten und die Kluft zwischen ihrer und unserer Welt zu überbrücken.
„Floating Eyes“
Bei einem Spaziergang durch den berühmten Botanischen Garten von Acharya Jagadish Chandra Bose kann der Besucher viele Naturschönheiten inmitten der geschäftigen Stadt entdecken. Die Teiche zogen meine Aufmerksamkeit auf sich. In einigen von ihnen wächst eine Seerosenart mit großen, runden Blättern. Mit ihren symmetrischen Kreisen in verschiedenen Größen glichen diese Blätter für mich einer Vielzahl von Augen. Durch meinen In-Kamera-Effekt und die Bewegung der Kamera im Puls des Augenblicks wirken sie wie halb geschlossene Augen in einem Zustand der Meditation – sie laden den Betrachter ein, sich mit ihnen zu verbinden. So entsteht ein “ Auge-in-Auge“-Dialog, der den Betrachter in eine stille Konversation mit dem natürlichen Universum im Allgemeinen und insbesondere in diesem einzigartigen Augenblick einbindet.
Die vergängliche Schönheit des Augenblickes:
Abstrakte Fotografie und die Kunst der absichtlichen Kamerabewegung
Ich bin eine Künstlerin, die mit Leidenschaft die Bereiche der abstrakten Fotografie ergründet, angetrieben von meiner Liebe zur Fotografie, zum Wein und zum Reisen. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die Fotografie von Impulsen, Intuition und Inspiration angetrieben wird, und fange in meinen Bildern die Essenz der ständigen Bewegung und Vitalität des Lebens ein. Mit der Technik der absichtlichen Kamerabewegung (Intentional Camera Movement, ICM) erwecken meine abstrakten Fotografien die vibrierende Energie und die flüchtige Natur der Welt um uns herum zum Leben.
Meine Absicht ist es, die Atmosphäre, die Lebendigkeit und die Vergänglichkeit eines jeden Augenblicks widerzuspiegeln und uns an die Vergänglichkeit unserer Wahrnehmungen zu erinnern. Als Vermittler zwischen Zeit und Raum verkörpern meine Fotografien das dynamische Zusammenspiel zwischen Lebewesen und der greifbaren Welt.
Meine Fotokunst bietet eine neue Perspektive und ermutigt den Betrachter, sich auf die vergängliche Schönheit des Lebens einzulassen.