Entstehungsgeschichte:
An einem frostklaren Januartag stand ich inmitten der schlafenden Weinberge Rheinhessens. Die Luft war kristallin, der Boden hart gefroren. Was mich in diesem Moment faszinierte, war nicht die Klarheit des Tages, sondern gerade das Gegenteil – wie die Kälte alle Konturen zu verwischen schien, wie die einzelnen Elemente der Landschaft ihre Identität aufgaben und zu einem gemeinsamen Ganzen verschmolzen. Die Reihen der Rebstöcke und ihre Stickel wirkten wie schockgefroren in der Zeit, und dennoch lösten sich in meiner Wahrnehmung die Grenzen des Einzelnen auf, verschwammen zu einer einzigen erstarrten, und doch fließenden Landschaft. Diese winterliche Auflösung der Grenzen, dieses Paradox aus Starre und Bewegung inspirierte mich zu „Winter Haunting“.
Beschreibung:
Mit „Winter Haunting“ habe ich versucht, jenen besonderen Zustand der Wahrnehmung einzufangen, in dem die Welt ihre gewohnten Strukturen auflöst. Durch die Technik des Intentional Camera Movement führte ich während der Aufnahme eine horizontale Bewegung aus, die mit der natürlichen Linienführung der Rebzeilen interagiert. Diese bewusste Bewegung verstärkt den Effekt des Verfließens und transformiert die klare Ordnung der Weinberge in eine traumhafte, fast geisterhafte Landschaft.
Die monochrome Umsetzung betont den grafischen Charakter der Komposition und reduziert die Szene auf ihre elementare Essenz: Linien, Flächen, Licht und Schatten. Die Schwarz-Weiß-Ästhetik entspricht dabei der winterlichen Reduktion der Farbpalette und verstärkt die meditative Atmosphäre des Bildes. Während die dunklen Linien der Rebstöcke wie feine Pinselstriche auf einer weißen Leinwand erscheinen, transformiert sich der Schnee durch die Bewegung in einen nebelhaften Schleier, der die Landschaft verhüllt und gleichzeitig entblößt.
Besonderheiten:
Die besondere Qualität dieses Werkes liegt in seiner ambivalenten Räumlichkeit. Durch die Bewegungsunschärfe entsteht ein spannungsreiches Wechselspiel zwischen Fläche und Tiefe – einerseits reduziert die horizontale Bewegung die Landschaft auf ein zweidimensionales, fast abstraktes Muster, andererseits bleibt die sanfte Wellenform der Hügel erkennbar und schafft einen Eindruck von Räumlichkeit.
Bemerkenswert ist auch die atmosphärische Dichte des Bildes. Obwohl es an einem klaren Tag aufgenommen wurde, vermittelt es einen Eindruck von Nebel und Geheimnis – ein Phänomen, das allein durch die Bewegung während der Aufnahme entsteht. Diese Transformation der Wirklichkeit ist ein zentrales Element meiner künstlerischen Arbeit und findet in „Winter Haunting“ einen besonders poetischen Ausdruck.
Verbindung zur Ausstellung:
„Winter Haunting“ verkörpert einen zentralen Aspekt des Ausstellungskonzepts „Metamorphosen der Stille“. Es zeigt, wie die jahreszeitliche Stille der Weinberge nicht nur ein Zustand der Ruhe ist, sondern ein aktiver Prozess der Transformation. Das Werk visualisiert jene Zwischenräume des Wahrnehmens, in denen sich die Grenzen zwischen den Dingen auflösen und neue Beziehungen entstehen. Durch die Abstraktion des Vertrauten lädt es den Betrachter ein, seine eigene Wahrnehmung zu hinterfragen und die Poesie im scheinbar Gewöhnlichen zu entdecken.
Bezug zu Rheinhessen:
Die rhythmische Struktur der Weinberge ist charakteristisch für die Kulturlandschaft Rheinhessens. Anders als in steileren Weinbauregionen wie der Mosel oder dem Rheingau sind die rheinhessischen Rebflächen oft weitläufig und sanft geschwungen – sie folgen der natürlichen Topografie des sanften Hügellandes. Diese spezifische Landschaftsform wird in „Winter Haunting“ auf subtile Weise eingefangen und in ihrer winterlichen Ausprägung interpretiert.
Die weitläufigen, oft leicht gewellten Rebflächen sind ein Ergebnis der geologischen Geschichte der Region und der Jahrhunderte währenden Kultivierung. Sie prägen das visuelle Gedächtnis Rheinhessens ebenso wie die Wahrnehmung seiner Weine – denn die sanften Hügel und die offene Landschaft spiegeln sich auch im Charakter vieler rheinhessischer Weine wider: zugänglich, sanft und dennoch voller Nuancen und Tiefe. „Winter Haunting“ fängt diese Landschaft in ihrem Schlaf ein – einen Moment der Ruhe und Reflexion in einem Jahreszyklus, der sonst von intensiver Aktivität geprägt ist.
Limitierte Edition:
1 + 2 Artist Editions
Kunstwerk ist: 1 von 1
Fotografierdatum / Druckdatum:
2019 / 2019
Grösse:
80 x 53 cm
Herstellung / Material:
Ihre exklusive Edition enthält:
Hintergrund Information:
Die nummerierte Edition ist eine einmalige, exklusive und streng limitierte Ausgabe, die Sammlern vorbehalten ist.
Die Artist Editions verbleiben in Künstlerhand oder werden gezielt direkt von der Künstlerin vergeben.
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